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Swingout
„Darf ich mir Ihren Mann ausborgen?!“
In ihrer Euphorie vergisst sie jegliches Taktgefühl. Herzklopfen.
Swing tanzen! Swing, den sie vermisst hatte, ohne es gemerkt zu haben. Swing,
der ein wichtiger und glückbringender Teil ihres Lebens vor der Reise gewesen
war. Nächtelang Swing tanzen!, bis man zugleich todmüde und total aufgekratzt
war.
Sie ist allein in Neuseeland unterwegs und hat sich in
Christchurch Zeit zum Zeit haben genommen. An einem strahlendblauen Tag
spaziert sie durch die Stadt und lässt sich auf einer Bank nieder, um zu lesen
und zu träumen, um zu beobachten und sich Gedanken über das Leben und das
Reisen zu machen. Auf dem Weg zum Terrassencafé am Ufer des kleinen Flusses
hört sie dann Musik – ihre Musik –
Swing.
Tom und Mary, 2 Neuseeländer, üben mitten in der
Fußgängerzone vor einem Hintergrund aus weißen Haufenwolken für ein Festival,
das am Abend startet; ihre Musik haben sie auf einem IPOD mitgebracht. Er, in
weißem Hemd und Hosenträgern im Stil der 50er Jahre, wirbelt sie, die in ihrem
„kleinen Schwarzen“ mit der Sonne um die Wette strahlt, in Swingouts, Lindy
Turns und Reverse Charlestons auf der kleinen schwarzen Holzbühne herum.
In einer Tanzpause der beiden ergibt sich sofort ein
Gespräch, das von den üblichen Einstiegsfragen gleich zum Tanzen, Tanzen als
verbindende Sprache, als gemeinsam Erlebtes und gemeinsame Leidenschaft führt.
„Darf ich mir Ihren Mann ausborgen?!“ ist nun der Beginn
eines Tanzes mit Tom und zugleich ein Neu-Beginn, der Wiedereinstieg in ein
Gefühl, einen Zustand der Leichtigkeit und Freude, der den ganzen Abend, die
durchtanzte Nacht und noch das ganze Wochenende über anhalten würde.
Tanzen als Einstieg in Begegnungen und Gespräche – so
einfach ist das, weltweit.
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