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Bei der Polizei auf
Taveuni (Fiji)
I
„Bitte wo geht’s hier zur Datumsgrenze?!“
Nach einer elendslangen Anreise mit Bus und Schiff hatte ich
endlich meinen Fuß auf die zerbröckelnde Beton-Mole auf Taveuni gesetzt – ohne
zu wissen, wo ich eigentlich war – abgesehen von der Tatsache, dass ich mich
auf einer winzigen Insel mitten im Pazifik befand.
Ich wollte zur Datumsgrenze am 180. Längengrad – doch weder
links noch rechts gab es einen Ort, ein Dorf zu sehen, nur viel Urwald auf den
vor uns liegenden, wolkenverhangenen Bergen. Ich hatte die Frage dem Richtigen
gestellt: Der neue Polizeikommandant von Taveuni – wie ich später herausfand –
lud mich ein, mit ihm und seinen Vertrauten doch gleich im Polizeiauto
mitzufahren, die Datumsgrenze liege ohnehin direkt neben der Polizeistation. So
quetschte ich mich auf die Rückbank, mein großer Rucksack landete auf der
Ladefläche des Pickup, und wir fuhren los.
Nachdem ich bei einem kaum zu findenden kleinen Monument am
Ende eines Fussballfeldes zugleich im Gestern und Heute gestanden war, brachte
mich der Chauffeur, vorbei an neuen Amtsgebäuden und dem ehemaligen Gefängnis,
zu einer im hintersten Winkel des Grundstücks liegenden Wellblechbaracke. Dort
saß Mr. George, der Polizeikommandant, zusammen mit seinen Mitarbeitern auf
Bastmatten im Halbkreis auf dem Boden bei Kava.
Die Kava-„Zeremonie“ ist auf Fiji als Willkommens-Geste des
Gastgebers und Dank-Geste des Gastes sehr wichtig und folgt strengen Regeln.
Ich fühlte mich sehr geehrt, daran in dieser ehrenwerten Männerrunde als
ausländische Frau teilnehmen zu dürfen.
Hier wurde aber alles sehr locker genommen. Ich wurde allseits herzlich begrüßt sowie
neugierig beäugt und setzte mich in den Halbkreis der Polizisten dazu. Durch
meine Erfahrung einige Tage zuvor bei einem anderen Gastgeber (das wird eine andere Erzählung) wusste ich nun auch schon,
wann ich den Regeln zufolge wie oft zu klatschen hatte, bevor ich die braune Brühe aus der
Kokoksnuss-Schale trank. Ich! Mit dem Polizeipräsidenten! Allein! Auf Taveuni!
Mitten im Pazifik! Ich war high, und das lag nicht an der leicht berauschenden
Wirkung des Kava.
Schon allein für diese Erfahrung hatte sich die lange
Anreise nach Taveuni und die Ankunft im Regen gelohnt. Doch es ging noch weiter
mit der Polizei…
II
Zwei der Polizisten – einer hatte bei UN-Einsätzen u.a. im
Kosovo und in Afrika gedient und schon einiges von der Welt gesehen – nahmen
mich nach der allgemeinen Verabschiedung auf ihrem Heimweg mit zu meinem
Guesthouse am Meer, das von Ila, einer älteren Dame, geführt wurde. Nachdem
ich nur kurz Hallo gesagt und meinen Rucksack abgestellt hatte, machte ich mich
auf einen Spaziergang dem Meer entlang und am kleinen Touristenflughafen vorbei
bis zur nächsten größeren Bucht, bevor es wieder zu regnen beginnen würde. (…) Es war schon früher Abend, als ich
in dem in der Nähe auf einer Klippe mit Meerblick gelegenen Gasthaus ankam, um
wie verabredet mit den Polizisten noch ein abendliches Bier zu trinken. Beim
Plaudern und Lachen – Polizisten in Zivil mit Bier im Kopf sind auch nur
Menschen! – verging die Zeit rasch und die früh einsetzende Dunkelheit der Tropen
erinnerte mich schließlich daran, dass ich wohl einmal zu meiner Gastgeberin
zurückgehen und mein Zimmer beziehen sollte.
Als ich zu der einfachen Holzhütte, die Ila’s Wohn- und
Schlafzimmer war, zurückkam, erwartete sie mich bereits im Schein der einzigen
Glühbirne auf der Terrasse – zusammen mit zwei Polizisten in Uniform, deren
Auto ich schon verwundert in der Einfahrt gesehen hatte!
„I was worried about you! You could have got lost! So I
called the police and in five minutes they would have tone to search you! Where
have you been????!!!” – “I had a beer with the police!”, war meine Antwort, auf
die allseitiges schallendes Gelächter folgte.
Und natürlich kam dann von einem der Polizisten noch die auf
Fiji allerorts wichtige Frage: „Are you married?“
an der Datumsgrenze
bei der Polizei
bei Soso und Ila